Flieger - Hans Peter

Unfall 15.März 1930

Die erste Rettung mit einem Fallschirm
                                                                                            
                                                                                                                         15. März 1930

Wiederholungskurs Jagd Fl Kp 14. Start in Neuendorf SO zu einem Staffelflug
mit vier Flugzeugen zur Abwurfstelle Sursee, dann zu den beiden Stützpunkten Alpnach und Schötz sowie über das Manövergebiet allgemein.

Die Staffel besammelte sich über Murgenthal, wobei der Staffelkommandant eine Dewoitine D-27 flog und die anderen Piloten jeweils eine D-9.

Über Sursee zerbrach der Propeller der Maschine mit der Nummer 678,
wobei sich der Motor sofort auszubauen begann.

Willy Suhner rettete sich mit dem Fallschirm, doch er hatte zuerst etwas Mühe, überhaupt aus dem Flugzeug herauszukommen.

Der Pilot schwebte hart an einer Starkstromleitung vorbei und landete wenige Meter neben dem Motor in einem Obstgarten. Rumpf und Flügel fielen auf das Dach einer Scheune des Mühlematthofes von Josef Zust, Friedensrichter von Sursee.

Der Motor hatte sich rund 300 Meter entfernt ca. 1,2 Meter in den Boden hineingraben. Flugzeug wie Motor wurden von Wehrmännern
der in Schötz stationierten Fliegerkompanie 9 geborgen.
 
Es war das erste Mal in der Geschichte der Schweizer Fliegertruppe, dass sich ein Besatzungsmitglied mit dem Fallschirm vor dem sicheren Tod retten konnte.
 
Ort: Sursee, LU
Ca. 09.07 Uhr
Flugzeug: Dewoitine D-9
Nr: 678
Pilot: Lt Willy Suhner
*1905, Jagd Fl Kp 14
 
 
Die Dewoitine D-9 678 sürzte auf ein Haus. Ob sich links im Bild wohl die Familie des Hausbesitzers für den Fotografen positioniert hat?
 

Augenzeugen vor Ort
 

Flugzeug - Rumpf mit fehlendem Motor der herausgeschleudert wurde.
                                                         
Dewoitine D–9 C-1
 
 
In Anschluss an den Bau der zwei Dewoitine D-19 in der K+W, Thun, wurden unter der Leitung des Dewoitine – Teams drei Einheiten des Typs D-9 gebaut,
da inzwischen ein neuer luftgekühlter Sternmotor auf dem Markt erschienen war.

Um abzuklären zu können, ob Luft oder Wassergekühlte Motoren sich besser für die die zukünftigen Flugzeuge eignen, wurde diese Null-Serie der Truppe zur Erprobung abgegeben.

Die Flugeigenschaften waren durchwegs gut, die Flugleistungen dagegen befriedigten nicht. Damit war auch die Wahl der zukünftigen Motoren zugunsten der Hispano-Suiza-Triebwerke ausgefallen.

Die drei Flugzeuge wurden hauptsächlich für Aufklärungsaufgaben im Tiefflug und für das Luftkampftraining verwendet. Im Januar 1930 wurden alle Flugzeuge für die Verwendung von Rückenfallschirme modifiziert.

Technische Daten

Entwicklungsfirma: E. Dewoitine, Boulevard Félix-Faure, Châtillon   
                                  (Seine) Frankreich
 
Baujahr: 1928
 
Verwendungszweck: Jagd und Training
 
Besatzung: Pilot
 
In der Schweiz im Einsatz von 1928 bis 1940
Anzahl beschaffter Flugzeuge 3 Stück
 
Immatrikulation: 676, 677 und  678
 
Bauart: Abgestrebter Hochdecker, Leichtmetalbauweise,
              Trag und Steuerflächen samt Ruder stoffbespannt.  
 
Abmessungen: Spannweite 12,24 m; Länge 7,30 m; Höhe 3,00 m
                            Bezugsfläche 25,00m²
 
 
Gewicht: Rüstgewicht 945 kg; Zuladung 388 kg;
                max. Abfluggewicht 1333kg
 
Triebwerk: Modell: Cosmos - Bristol „Jupiter“ 9 Ab Mk IV       
                   359kg
 
Entwicklungsfirma: The Cosmos Engineering Co. Ldt. Fishponds,
                                   Bristol, GB
 
Hersteller: Lizenzbau, S.d.M. Gnôme et Rhône, Paris, Frankreich.
 
Typ: Luftgekühlter 9-Zylinder-, Einfachstern -,
         4 Takt- Motor,     
         Zentralvergaser mit mechanischer Höhenregulierung
         Zylinderbohrung 146 mm; Kolbenhub 190 mm;                
         Hubvolumen 28,62 l, Verdichtungsverhältnis 5,3:1;            
         Aufladung keine;
 
Volldruckhöhe: Meereshöhe; Nennleistung 420 PS  bei 1700 U/min
 
Propeller: 2-Blatt, Schichtholz, Typ „Mirelle“, D = 2;75 m, S = 2,55 m
                  oder 2-Blatt, Leichtmetall, Typ „Ratier“ 208,
                  D = 2,90 m, S = 2,50 m
 
Ausrüstungen: Piloten – Fallschirm, Sauerstoffanlage;
                           Mg-Kamera, Feuerlöschanlage zur        
                           Bekämpfung von evtl. Vergaserbränden.
 
Bewaffnung: Fl-Mg, Schussbahn durch Propellerebene,
                       Schussauslösung mit Motor synchronisiert.
 
Flugleistungen:
Ve max. horizontal:      245 km/h
Max. Steigleistung:        8;7 m/s
Dienstgipfelhöhe:        8500 m ü.M.
Flugdauer:                   2 Stunden
Reichweite:                   400 km
       
 Ein einmaliger Fall ereignete sich kurze Zeit später, am 29. Mai 1930 ereignete sich beim Tiefflugtraining „verkürzte“ der Pilot Hans Suter mit der Dewoitine D-9 C-1 Nr: 676
den Kirchturm von Wetzikon um etwa zwei Meter;
er konnte sich heil zu seinem Standort zurückkehren.

1940 erfolgte die Ausserbetriebsetzung und Liquidation.


 

Original – Zitat:
1929 Der Militärpilot Hans Suter nimmt am 29. Mai zu wenig Höhe und biegt das Turmkreuz schief. Die Reparaturkosten von Fr. 840.-- zahlt das Militärdepartement. (Aus Ortsarchiv Wetzikon, St. Franziskuskirche. Quelle Klaus Streif Baden)

Foto zur verfügung gestellt von Niklaus Suter Sohn des Piloten Hans Suter 

Den Historischen Bericht aus dem Buch "Gebrochene Flügel" von Peter Brotschi
Fotos: aus Privater Hand